Narrenzunft Lottenweiler

 

 

Narrenzunft Lottenweiler e.V. "Narri - Narro"

Die Geschichte der Narrenzunft Lottenweiler ist verbunden mit der Geschichte der Dorfgemeinschaft. Überliefertes Brauchtum gab es im Dorf schon lange, das im kleinen und bescheidenen Rahmen durchgeführt wurde. Eine organisierte Fasnet wie heute gab es früher nicht. Der Gumpige Donnerstag war immer schon "der Lottenweilertag". In aller Frühe zogen die jungen Burschen in den Wald und schlugen den Narrenbaum, zogen ihn ins Dorf und schmückten ihn mit bunten Bändern und Kränzen. Damit ihnen die Arbeit besser von der Hand ging, bekamen sie reichlich Most gereich wärend in den Küchen zur gleichen Zeit das Backen der Fasnetsküchle begann. Wenn der Narrenbaum unter der Teilnahme aller Einwohner dann aufgestellt wurde, liefen schon die ersten Narren in ihren Häs (Verkleidungen) durchs Dorf und hüpften um den Narrenbaum herum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


"Der Guntenbachfuchs aus Lottenweiler"

Oft hatten sie einen Stecken in der Hand, an der die Saubloder (aufgepumpte Schweineblase) befestigt war. Damit schlugen sie mit voller Wucht auf den Boden, dass es nur so knallte. Es wird überliefert, dass am frühen Morgen ein Wagen mit einem dampfenden Kessel voll Glühmost durch das Dorf gefahren wurde, der alle Beteiligten wärmte. Auch soll man früher, bis zur Unkenntlichkeit verkleidet, von Gehöft zu Gehöft gezogen sein, um die Nachbarn zu wecken. Am Mittag trafen sich dann alle unterm Narrenbaum und feierten miteinander.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


"Riedhänsele und Guntenbachfüchse"

Die Dorfgemeinschaft entstand Anfang der fünfziger Jahre durch eine Dreschgemeinschaft, denn die Lottenweiler hatten damals schon eine eigene Dreschmaschine. Der erste Maschinist war für das Stellen des Narrenbaums verantwortlich. Als sich im oberschwäbischen Raum immer mehr Narrenzünfte bildeten, wurde 1952 auch in Lottenweiler eine Narrengruppe gegründet, der Anfang der heutigen Narrenzunft. Man wählte einen Narrenvater und eine Narrenmutter, die nach dem Rechten sehen sollten und bei Umzügen würdevoll in einer geschmückten Kutsche gefahren wurden. Um den närrischen Prunk zu vervollkommnen, regierten noch ein Prinz und eine Prinzessin, die von einer Garde begleitet wurden. Durch die Traditionsmasken des Guntenbachfuchs und des Riedhänsele war dann der Weg frei für eine Narrenzunft im Sinne der alemannischen Fasnet. Als sich 1969 in Friedrichshafen 14 Narrenzünfte zum heutigen Alemannischen Narrenring zusammen schlossen, überlegten auch die Lottenweiler Narren, ob sie sich diesem Verband anschließen sollten.
Dies geschah dann 1970, die Patenschaft übernahm die Narrenzunft Brochenzell.


 

 

 

 

 

 



Der Guntenbach Fuchs und das Riedhänsele (Dorfsagen)

Der Guntenbach-Fuchs und das Riedhänsele gehen auf eine alte Dorfsage zurück, nach der sich die Lottenweiler vor langer Zeit einer bösen Fuchsplage erwehren mussten. Als der durchs Dorfgebiet fließende Guntenbach nach wochenlangen Regenfällen Hochwasser führte, drang das Wasser in die Fuchsbauten am Ufer ein.
Die Tiere suchten daher im höher gelegenen Unterdorf Nahrung und Unterschlupf.
Eine ebenso wirksame wie lautstarke Hilfe bei der Vertreibung der Füchse leisteten damals der Sage nach die Karbatschenschneller, heute dargestellt druch die Riedhänsele.



Großen Wert legt die Narrenzunft auf die seit jeher gepflegte Fasnet im Dorf. So findet jedes Jahr ein Hemdglonkernumzug mit anschließendem Hemdglonkernball statt. Für die Kleinsten gibt es einen Kinderumzug, bei dem die Kinder mit Musikbegleitung durch das ganze Dorf ziehen und hier und da Süßigkeiten einsammeln. Anschließend wird beim Kinderball im Dorfgemeinschaftshaus das gesammelte Gut vom "Doppelfuchs Dixi" verteilt. Der Höhepunkt der Dorffasnet ist der Gumpige Donnerstag. Um 6 Uhr morgens beginnt man mit dem Dorfwecken. Weiter geht es zum Zunftmeisterempfang und einem kleinen Narrenumzug mit befreundeten Zünften, danach wird der Narrenbaum gestellt. Am Abends ist dann der traditionelle Lottenweilerball in der Ailinger Rotachhalle. Auch die Tradition des Funkenabbrennens hat sich in Lottenweiler erhalten, seit über 50 Jahren brennt alljährlich am ersten Fastensonntag ein wunderschöner Funken auf der Lottenweiler Höhe.


Erläuterungen:

Fasnet (Fastennacht):
Historisch gesehen bedeuten alle Worte das Gleiche der Begriff von "fasen", ist ein altes Wort für "närrisch sein". Erst viel später sprach man von Karneval: carne vale ist Lateinisch und heißt: Fleisch, lebe wohl, entstanden aus "carne" (Fleisch) und "levare" (wegstellen, wegtun) ; diese Bedeutung spielt damit auf die dem Karneval folgende Fastenzeit an.

Gumpiger Donnerstag:

Der Donnerstag vor dem Fasnets Montag (Rosenmontag).
"Gumpig" = hüpfen (im Sinne des Narrensprung).

Funken:
Ein Überbleibsel aus heidnischem Brauchtum, das auf einem keltischen Menschenofer beruht.
Um die Götter günstig zu stimmen damit sie Fruchtbarkeit schenkten, wurde ein Menschenopfer in eine riesige aus Reisig geflochtene Modellfigur gesteckt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Je höher das Feuer brannte umso fruchtbarer sollte das Jahr werden und um soweiter das Feuer leuchtete, um soweiter sollten die Felder fruchtbar werden. Die Christen übernahmen nach dem Verbot des Menschenopfers die kultische Handlung und machten daraus das im westfälischen bekannte Osterfeuer.

Hemdglonkern:
Am Abend des gumpigen Donnerstag zieht vielerorts der Zug der "Hemdglonkern" mit ihren weißen Nachthemden, Schlafhauben und Zipfelmützen, mit Laternen und Lärminstrumenten ausgerüstet, durch die Straßen (Hemdglonkernumzug), ein Ereignis für die ganze Familie, wenn alle miteinander "ge Maschkerle gond" (alemann. für "verkleidet zur Fasnacht gehen"; "Maske" kann nämlich auch die verkleidete Person selbst bezeichnen).


Homepage: www.narrenzunft-lottenweiler.de